Fragen zur Wahl: Baden-Württemberg und Jungenpolitik

2011 ist Wahljahr in Baden-Württemberg. Anlässlich der beunruhigenden Ergebnisse der PISA-Studie 2009 stellt die Initiative MANNdat e.V. führenden Bildungspolitikern der Parteien in Baden-Württemberg Fragen zur Jungenförderung. Die PISA-Studie hat gezeigt, dass sich in den letzen neun Jahren an den dramatischen Nachteilen von Jungen im Lesen nichts geändert hat. Im Gegenteil, der Anteil der Jungen, die auf höchstem Leistungsniveau lesen können, sank sogar um fast die Hälfte von 7 % auf 4 %. Der entsprechende Anteil bei den Mädchen blieb konstant bei 11%. Ein Viertel der Jungen gehört zu den Risikoschülern. Der Rückstand der Jungen im Lesen beträgt etwa ein Jahr. Dies zeigt deutlich, dass bislang offenbar kein Wille der Bildungspolitik existiert, Nachteile von Jungen im Bildungswesen abzubauen. „Jungen müssen gleichermaßen wie Mädchen für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts fit gemacht werden. Außerdem kann sich ein Land, in dem Bildung der wichtigste volkswirtschaftliche Faktor darstellt, keine Jungen als Bildungsverlierer leisten“, so Bruno Köhler, Vorstandsmitglied von  MANNdat und Leiter des Projektes Jungenleseliste.

Neuer Infobrief „Jungen lesen“

Der neue Jungen Lesen-Infobrief ist da. Zum Inhalt: In einem Interview mit der Kita-Leiterin und Gleichstellungsbeauftragten Monika Dittmer geht es um die Förderung von Grundlagen zur Lesekompetenz im Kindergarten. Zudem listet uns Frau Dittmer einige Bücherempfehlungen für Jungs auf. In einem zweiten Interview stellt uns Sebastian Weber vom Pons-Verlag eine neue Reihe zur geschlechterspezifischen Förderung von Jungen und Mädchen vor. Und natürlich gibt es auch diesmal wieder eine Reihe neuer Bücher für unsere Jungenleseliste. Es geht dabei um Vergangenes und Neues, Klassiker, Fußball (natürlich, im WM-Jahr), Persönlichkeiten, Abenteuer und vieles mehr. Hier geht es zum Infobrief.

Interview mit Sebastian Weber

Was im Rahmen der Mädchenförderung heutzutage eine Selbstverständlichkeit darstellt, nämlich Mädchen speziell anzusprechen, wie z.B. beim Zukunftstag für Mädchen, stößt im umgekehrten Fall bei Jungenförderung oft auf Ablehnung. Schlechte Zeiten also für Jungs, da ihre Interessen, Wünsche und Träume im Bildungswesen weitestgehend ignoriert werden. Der Verlag Pons hat nun eine Reihe Lernbücher herausgegeben, die speziell auf die Interessen von Jungen bzw. von Mädchen eingeht. MANNdat sprach mit dem Entwickler dieser Buchreihe, Herrn Sebastian Weber.

Interview mit Monika Ebeling

Monika Dittmer ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar und Leiterin einer Kindertageseinrichtung. Sie besuchte die Fachoberschule Verwaltung und Rechtspflege, studierte an der FH Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Sie war in vielen sozialen Arbeitsfeldern tätig, von der Drogenarbeit, zur Krankenhaussozialarbeit, von der Müttergenesung zur Gleichstellungsarbeit.

Interview mit Charlotte Habersack

Charlotte Habersack wurde in München geboren und wuchs dort als Älteste von drei Schwestern auf. Als Kind war ihre Lieblingsbeschäftigung das Lesen von Abenteuergeschichten. Schon mit sieben begann sie, ihre ersten eigenen Geschichten zu schreiben. Sie studierte Germanistik in Augsburg und München und arbeitete neben ihrem Studium als Kinoredakteurin beim Fernsehen. Heute schreibt sie vor allem Drehbücher und Romane für Kinder. Die bodenständige Bayerin liest immer noch viel, macht gerne Mathe-Hausaufgaben mit ihren Kindern und reist mit ihrem Motorrad durch fremde Länder. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in München.

Buchrezension: „Flucht nach Kanada“ von Wolfgang Bittner

"Flucht nach Kanada" ist ein moderner Abenteuerroman über einen 18-Jährigen, der wegen familiärer Probleme kurzerhand zu seinem Großvater in die kanadische Wildnis reist. Dort lernt er, zum Teil mit Hilfe seines Großvaters und zum Teil durch eigene Erfahrungen, in der Natur zu leben und sich zurecht zu finden. Auch für Leser, die sich weniger für die kanadische Wildnis interessieren, ist das Buch kurzweilig geschrieben. Es verzichtet auf Klischees und Effekthascherei. Zugleich kann man viel über die kanadische Wildnis, das Land, seine Geschichte und die Menschen dort erfahren. Gerade weil das Verhältnis zur Natur realistisch beschrieben ist, kann sich der Leser gut in die Geschichte hineindenken und sich mit dem Protagonisten identifizieren. Trotz des Verzichts auf übertriebene Action geht die Spannung nicht verloren, und der Leser möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Hier zeigt sich das schriftstellerische Können von Bittner.

Termin: Do 13.11., Karlsruhe: Leseförderung von Jungen

Am Donnerstag, den 13. November gegen 14:30 Uhr findet im Landratsamt Karlsruhe eine Fortbildungsveranstaltung für Lehrer und Lehrerinnen zum Thema "Leseförderung von Jungen" statt, an der auch Dr. Bruno Köhler von MANNdat teilnimmt.

MANNdat im Kultusministerium Baden-Württemberg

Am 10. September 2008 fand in Stuttgart ein offenes Gespräch zwischen Vertretern des Kultusministeriums von Baden-Württemberg und Vertretern von MANNdat statt. Das Ministerium war vertreten durch Gabriele Traub, zuständig für geschlechterspezifische Förderung, und Renzo Costantino, zuständig für Leseförderung. Bruno Köhler und Eugen Maus, Vorstandsmitglieder von MANNdat, konnten Anliegen und Anregungen des Vereins vorbringen und anhand von Beispielen den Handlungsbedarf für eine jungengerechtere Schule aufzeigen.

Jungen brauchen eine jungengerechte Schule

Jungen brauchen eine jungengerechtere Schule. Dieses Fazit kann man nach der Podiumsdiskussion des SWR auf der DIDACTA, einer der größten Bildungsmessen in Europa, ziehen. Mit auf dem Podium war Dr. Bruno Köhler, Vorstandsmitglied von MANNdat und Leiter des Projektes „Jungenleseliste". Zusammen mit dem Psychologen und Buchautor Wolfgang Bergmann, Frau Dr. Margit Wienholz, Leiterin des Projektes „Kicken und Lesen", und dem Erzieher Robert Müller-Sinn diskutierte Renate Allgöwer vom SWR die Bildungssituation von Jungen. Schule und Kindergarten sind heute auf mädchentypische Belange, Interessen und Verhaltensweisen ausgerichtet. Jahrelange Umerziehungsarbeit hat dazu geführt, dass Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Eltern heute ein ausgeprägt negatives Jungenbild haben. Jungen werden vernachlässigt, ihre Potenziale in der Schule zu wenig genutzt. Die Politik zeigt sich auch acht Jahre nach der ersten PISA-Studie immer noch weitgehend desinteressiert an der Bildungssituation von Jungen.

Coole Geschichten – Jungen lesen vor

Am 4.9.2007 war das Aachener Leseprojekt "Coole Geschichten -­ Jungen lesen vor" Gegenstand einer Radiosendung auf WDR 5. Das Projekt wird vom Verein Ax-o e.V. betreut, der auch den Aachener "Boy's Day" veranstaltet. Im Rahmen der journalistischen Vorarbeiten zur Sendung konnte auch ein Mitarbeiter bei Ax-o, der gleichzeitig Mitglied von MANNdat ist, die Problematik und Notwendigkeit einer Interessensvertretung für Jungen und Männer darlegen.