Deutschlandfunk: „Es fehlt an Büchern für junge Männer“

Der Deutschlandfunk greift ein Thema auf, dem wir uns schon seit 20 Jahren widmen, und stellt fest: Es fehlt an Büchern für junge Männer.
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Auffällig ist es aber schon: Gab es früher noch große Romane, die explizit die Lebenswelt junger – oft verlorener – Männer in den Mittelpunkt rückten, fehlen diese Erzählungen heute fast völlig. Früher war die Komplexität männlicher Adoleszenz noch ein literarischer Lieblingstopos. Von Philip Roth über den jungen Bret Easton Ellis bis zu Wolfgang Herrndorf gab es bis vor einigen Jahren stets eine Reihe Autoren, die vor allem und explizit Männer angesprochen haben.
Schaut man sich die Bestseller-Listen heute an, scheinen höchstens noch Ratgeber- und Selbsthilfebücher zweifelhafter Unternehmer und vermeintlicher Finanzexperten das Interesse junger Männer zu locken. Dass Männer sich von der Literatur verabschiedet haben, zeigt sich auch an Hochschulen: Frauen machen bundesweit 79 Prozent der Studierenden an Germanistik-Instituten aus.
(…) Die Branche müsste sich deshalb stärker darum kümmern, diese Zielgruppe wiederzuentdecken. Sie müsste aktiv nach Autoren suchen, die von Corona, wachsender Zukunftsangst und einer neuen gesellschaftlichen Militarisierung geprägt sind und erzählen können. Wenn in Koalitionsverhandlungen über die Möglichkeit diskutiert wird, ganze Jahrgänge junger Männer wieder zu Soldaten auszubilden – wo ist dann die Literatur, die dieser Generation hilft, damit umzugehen? Im Moment gibt es sie leider nicht.
Quelle Beitragsbild: adobestock-1027862058