Max und Moritz werden 150 Jahre

Vor 150 Jahren, am 4. April 1865, wurden die Streiche von Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen – von Wilhelm Busch erstveröffentlicht. Sie erreichte schon zu Buschs Lebzeiten 56 Auflagen. Heute gilt die Lausbubengeschichte für viele als Vorläufer moderner Comics

Heinrich Christian Wilhelm Busch wurde am 15. April 1832 in Wiedensahl geboren. 1859 erschien seine erste Bildergeschichte. Zwischen 1860 und 1863 verfasste er über hundert Beiträge für den Münchener Bilderbogen und die Fliegenden Blätter beim Verleger Kaspar Braun. Mit der Zeit empfand Busch das Vertragsverhältnis als zu beengend und fand mit Heinrich Richter einen neuen Verleger. Die neuen Bildergeschichten von Wilhelm Busch stießen bei seinem neuen Verleger jedoch auf wenig Gegenliebe. Tatsächlich erwiesen sich Buschs erste Geschichten als Misserfolge.

Im November 1863 begann Busch an Max und Moritz zu arbeiten. Heinrich Richter lehnte zu Beginn des Jahres 1865 das Manuskript zu Max und Moritz schließlich wegen mangelnder Verkaufsaussichten und vermutlich aufgrund der vorhergegangenen Misserfolge ab. Deshalb ging Busch im Februar wieder auf seinen alten Verleger Kaspar Braun zu. Dieser sagte tatsächlich noch im gleichen Monat der Veröffentlichung zu.

Braun wollte mit der Geschichte das Kinderbuchprogramm des Verlags Braun & Schneider erweitern. Dafür zahlte er an Busch 1000 Gulden zum Erwerb der Rechte an dem Buch. Das entsprach damals immerhin zwei Jahreslöhnen eines Handwerkers.

Das Werk wurde zum Kassenschlager. Noch zu Lebzeiten Buschs wurde es in zehn Sprachen übersetzt. 1870 erschienen Max und Moritz in den USA die z.B. zu verschiedenen US-Zeitungscomics, wie z.B. die „Katzenjammer Kids“ inspirierten. Mittlerweile gibt es etwa 300 Übersetzungen. Ein Original der Erstauflage erzielte 1998 auf einer Auktion 125.000 Euro.

Auch zahlreiche Adaptionen für Bühne, Film und für Orchester sind mittlerweile geschaffen worden.

Von der Kritik zunächst unbeachtet kritisierten es die Pädagogen nach 1870 als frivol und jugendgefährdend. Drastische Texte und Bilder waren allerdings damals durchaus charakteristisch, und weder Verleger, Publikum oder Zensur fanden daran etwas Schlimmes. Zudem zeigen auch Bücher, wie der 20 Jahre früher erschienene Struwwelpeter, mit verbrennenden oder verhungernden Kindern, oder Kindern, denen als Strafe die Daumen abgeschnitten werden, dass man Kindern seinerzeit durchaus solche Geschichten zumutete. Im Unterschied zum Struwwelpeter waren die drastischen Konsequenzen nicht immer das Ergebnis des Fehlverhaltens von Kindern. Vielmehr wurden die Welt der Erwachsenen und damit das autoritäre Denken der Zeit auf den Arm genommen. Die steirische Schulbehörde verbot noch im Jahr 1929 den Verkauf von Max und Moritz an Jugendliche unter achtzehn Jahren.

Viele Buschbiografen glauben, die lebenslang anhaltenden Freundschaft zwischen Wilhelm Busch und dem Müllersohn Erich Bachmann (1832–1907) wären das Vorbild für Max und Moritz. Ein Bleistiftporträt Buschs, das er mit 14 Jahren anfertigte, zeigt Erich Bachmann als Jungen mit dicken, runden Wangen, der wie Max aus Max und Moritz. Ein zeitgleiches Selbstporträt Buschs weist einen Haarwirbel auf, der bei Moritz zu Tolle stilisierte. Auch einige ihrer Erlebnisse sollen Parallelen zur Max und Moritz-Geschichte aufweisen. So zogen sie sich bei warmem und schönem Wetter am Bachufer aus und beklebten sich mit dem Schlamm, um sich anschließend allmählich in der Sonne trocknen zu lassen. Eine Parallele zum Gebackenwerden in des Bäckers Backofen der Max und Moritz-Geschichte? Weiterhin jagten sie Vögel, fingen sie mit Leimruten Vögel und liefen mit Mehl überzogen in der Mühle der Familie Bachmann umher.

Auch in den anderen Figuren kann man Karikaturen der Menschen erkennen, mit denen Busch in seiner Kindheit zu tun hatte. Der Familienname Bolte war in Wiedensahl weit verbreitet. beim Aussehen der Mühle, in der Max und Moritz gemahlen werden, erinnert an die noch erhaltene Mühle von Ebergötzen.

Natürlich spielt Busch in seiner Geschichte mit den Vorurteilen und gängigen Vergleichsbildern jener Zeit. Schon Julius Wilhelm Zincgref, benutzte in seiner Geschichte Facetiae Pennalium, das ist Allerley lustige Schulbossen im 17. Jahrhundert die Namen Lempel und Lämpel. Schneider wie Schneider Böck aus Max und Moritz galten häufig als unmännlich und unredlich und waren damit oft Zielscheibe für Hohn und Spott.

Am 9. Januar 1908 starb Wilhem Busch wohlhabend und berühmt in Mechtshausen und zählt heute zu einem der einflussreichsten humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands.

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