Jungs wollen beim Lesen mit ihrem Helden mitfiebern!

Vita: Margit Auer wurde am 23. Februar 1967 in Mühldorf a. Inn geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Waldkraiburg. Sie machte am Rupertigymnasium in Mühldorf Abitur und studierte anschließend Diplom-Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt. Nach der Uni arbeitete Margit Auer als Redakteurin bei der „Allgäuer Zeitung“ und der „Landshuter Zeitung“. Danach zog sie zurück nach Eichstätt. Dort machte sie sich mit einem Redaktionsbüro selbständig, schrieb für die „Süddeutsche Zeitung“ und dpa. Als ihre Kinder auf die Welt kamen, begann sie Kinderbücher zu schreiben. Ihre Bücher sind so erfolgreich, dass sie inzwischen hauptberuflich als Schriftstellerin tätig ist.

 

www.jungenleseliste.de: Sehr geehrte Frau Auer, Sie sind Schriftstellerin. Ihr Mann ist Schriftsteller. Zusammen sind Sie die „Autorenwerkstatt“. Haben Sie sich als Autoren kennengelernt oder haben Sie sich gegenseitig zum Schreiben erst motiviert?

Frau Auer: Wir haben uns an der Uni kennengelernt, als wir beide Journalistik studierten. Seitdem begleitet das Schreiben unser Leben. Wir schreiben eigentlich ständig: Richard vor allem Krimis, Zeitungsartikel und Reportagen, ich Kinderbücher. Selbst im Urlaub schmieden wir Pläne, was wir uns als nächstes vornehmen könnten. 

Ihre historischen Kinderromane aus der Römerzeit im heutigen Altmühltal waren ihre ersten Erfolge als Kinderbuchautorin. Wie kamen Sie auf diese originelle Idee?

Ich hatte von den Verlagen eine Menge Absagen kassiert, immer mit der Begründung: Das gibt es schon! Ich musste ein Thema finden, über das noch niemand geschrieben hatte. Da fielen mir die Römer ein! Ich wusste, dass Kinder die Römerzeit total spannend finden. Aber Römerbücher spielen immer in Rom, niemals woanders. Also habe ich die Handlung kurzerhand in meine direkte Umgebung verlegt. Nur sieben Kilometer von unserem Haus entfernt verlief vor 1900 Jahren die Grenze zwischen Germanien und Römischem Reich. Endlich hatte ich mein Thema gefunden! Es war tatsächlich eine Marktlücke. „Verschwörung am Limes“ wird immer noch gern als Schullektüre gelesen.

Wie viel Aufwand haben Sie für die Recherche der Römerbücher aufgewendet?

Eine Menge! Ich habe historische Bücher gelesen und Museen besucht. Und natürlich habe ich, wenn möglich, die Schauplätze besichtigt.

Danach haben Sie noch weitere verschiedene Kinderbuchreihen veröffentlicht. Seit 2013 gibt es „Die Schule der magischen Tiere“. Um was geht es da?

Die Geschichten spielen an der Wintersteinschule in einer ganz normalen Schulklasse. Die Schulklasse besteht aus 24 Kindern. Ab und zu kommt Besuch: Es ist Mister Mortimer Morrison, der Inhaber der magischen Zoohandlung. Er überreicht sprechende Tiere! Ida bekommt den Fuchs Rabbat, Benni die Schildkröte Henrietta. Das Kind und sein Tier werden zu allerbesten Freunden, sie helfen einander, wo immer es geht. Die Robbe Mette-Maja bringt der wasserscheuen Hatice Schwimmen bei. Schoki lernt mithilfe von Peperoni, seinem Pinselohrschwein, sich gegenüber dem knurrigen Opa durchzusetzen. Rick, das Krokodil, zeigt Silas, dass Coolsein nicht alles ist. 

Für welche Altersgruppe ist die Serie geeignet?

Die Geschichten richten sich an Jungen und Mädchen ab acht Jahren. Allerdings berichten mir viele Eltern, dass sie die Bücher auch schon Erstklässlern vorlesen. Sie haben viel Spaß an dem sportlichen Schimpansen Tingo oder dem lustigen Stachelschwein Zeki. Kinder, die mit der Reihe angefangen haben, können nicht aufhören, auch wenn sie eigentlich schon rausgewachsen sind. Jeder liebt die Bücher!

Sind die Bücher einzeln lesbar oder braucht es zum Verständnis das vorhergehende Buch in der Reihe?

Die Regeln rund um die magische Zoohandlung werden in jedem Band neu erklärt. Und auch alle Personen und Tiere werden vorgestellt, man kann der Handlung also durchaus folgen. Trotzdem ist es besser, wenn man mit dem ersten Band beginnt.

Gibt es Ihre Bücher auch in anderen Sprachen?

Ja! Bisher sind die Bücher in 18 Sprachen übersetzt. „Die Schule der magischen Tiere“ gibt es unter anderem in Griechenland, Ungarn, Spanien, Israel, Dänemark und Japan.

Welche Ihrer Kinderbücher können Sie besonders für unsere Jungenleseliste empfehlen?

Alle Bücher von der „Schule der magischen Tiere“! Die Jungs lieben die Bücher genauso wie die Mädchen. Es macht ihnen nicht mal was aus, wenn ein Buch rosa ist. Auch die Römerkrimis sind allerbestes Lesefutter – vor allem für Jungs, die sich für Geschichte interessieren.

Sie haben selbst drei Söhne. Was muss ein Buch haben, damit es geeignet ist, auch besonders Jungen zum Lesen zu motivieren?

Es darf auf keinen Fall langatmig sein. Spannung, Spannung, Spannung! Jedes Kapitel muss so aufgebaut sein, dass man sofort weiterlesen will. Also bitte keine seitenlangen Beschreibungen von Landschaften oder Wohnungseinrichtungen. Was Jungs durchaus mögen: Gefühle. Beim Lesen wollen sie mit ihrem Helden mitfiebern! Das macht besonders viel Spaß, wenn die Hauptfigur einen Leoparden als Begleiter hat. 

Die neue IGLU-Studie hat nochmals gezeigt, dass Leseförderung im Elternhaus beginnt. In Ihrer Familie mit zwei Schriftstellern als Eltern spielt das Lesen sicher eine zentrale Rolle. Hat sich das positiv für die Lesemotivation Ihrer Kinder ausgewirkt?

Och, unsere Kinder sind auch keine Wunderknaben. Der eine hat unheimlich viel gelesen, auch dicke Schmöker. Der andere mochte vor allem Sachbücher – sonst nix. Und der dritte? Blättert vor allem in Comics und Kochbücher, weil er so gerne Kuchen backt.

Nicht alle Eltern sind Schriftsteller. Welche Tipps können Sie Eltern geben, um ihr Kind für das Lesen zu begeistern?

Besuchen Sie Sie mit Ihrem Kind in die Bücherei! Leihen Sie eine Menge Bücher mit, so dass das Kind zuhause eine breite Auswahl hat. Nehmen Sie für sich selbst auch gleich Lesefutter mit – Vorbilder sind die beste Motivation! Und dann: Machen Sie es sich zuhause gemütlich. Lesen ist kein Muss, keine lästige Pflicht. Lesen macht Spaß, das sollten wir immer und immer wieder vermitteln. Fein raus sind Sie, wenn Sie Haustiere haben. Schlagen Sie Ihrem Kind vor, dem Hund, der Katze oder dem Meerschweinchen vorzulesen. Das ist ein großes Vergnügen! Meerschweinchen lieben Gedichte, ich schwör`s!

Über welche Themen würden Sie noch gerne scheiben?

Oh, da habe ich noch eine Menge Ideen. Aber die verrate ich nicht!

Vielen Dank für das Interview und weiterhin noch viel Erfolg mit Ihren Büchern.

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