Jungen können sich leicht mit einem männlichen Ich-Erzähler in ihrem Alter identifizieren

         Jungenleseliste: Können Sie uns kurz darlegen, um was es in Ihrem Buch geht?

Karim Pieritz: In „Die Jagd nach dem geheimnisvollen Rollsiegel“ ist der 13-jährige John wütend, weil im Klassenchat nur dummes Zeug über ihn gepostet wird. Als seine Eltern davon Wind bekommen, verfrachten sie ihn Hals über Kopf in ein Internat im Bayerischen Wald. In der Kreuzritterburg gibt es keinen Handyempfang oder Internet – und seine Eltern finden das auch noch gut!

John nimmt sich vor, seine Zeit im „Jugendarrest“ abzusitzen. Von seinen Mitschülern will er nichts wissen, denn er ist ja nur auf „Durchreise“. Da begegnet ihm die wunderschöne Charleen. Leider ist sie todkrank, doch ein geheimnisvolles Rollsiegel könnte sie retten. Auf Johns Suche nach dem Siegel lernt er neue Freunde kennen und erlebt ein spannendes Abenteuer, das ihn von Tropfsteinhöhlen bis in ein digitales Universum führt.

Ist es auch wieder eine Buchreihe oder ein einzelnes Buch?

Ich arbeite aktuell an einer Fortsetzung, es wird daher eine Reihe. Die genaue Anzahl der Bände steht aber noch nicht fest.

An Jugendliche welchen Alters richtet sich das Buch?

Das Buch ist für Leser ab 11 Jahren.

Warum sehen Sie das Buch speziell für Jungs geeignet?

Jungen können sich leicht mit einem männlichen Ich-Erzähler in ihrem Alter identifizieren. Der 13-jährige John hat genau die Probleme, die ein Junge in der Pubertät hat. Er will auf seine Mitschüler cool wirken und dazu gehören. Er spielt gut Fußball und gewinnt so die Aufmerksamkeit von älteren Jungen, mit denen er in den Pausen abhängt. Leider mobben seine neuen „Freunde“ Johns Mitschüler. Zunächst ignoriert er ihr Verhalten, doch das bereitet ihm immer mehr Bauchschmerzen. Als er dann ebenfalls von ihnen gemobbt wird, gerät sein Leben aus den Fugen. Im Internat, in das ihn seine Eltern daraufhin stecken, beobachtet er ähnliche Situationen wie zuhause. Als es für seinen naiven Mitschüler Willy lebensgefährlich wird, kann er nicht mehr zusehen und greift ein.

Wie ich schon im Interview zu meiner Kinderbuch-Reihe erwähnte, lieben Jungen es, Helden zu sein, was ihre Begeisterung für Superhelden-Geschichten zeigt. In meinem Jugendbuch können die Leser miterleben, wie „normale“ Teenager zu Helden werden. Ihre Superkräfte erarbeiten sie sich im Laufe der Zeit durch mutiges und gewissenhaftes Handeln.

Wie kommt das Buch bei Lesungen an?

Zum Start des Buches hatte ich im Februar einen Lesungstermin auf der Familienmesse Lokolino in Göttingen gebucht. Leider kamen nur Kinder bis ca. 7 Jahren, daher habe ich spontan aus meiner Kinderbuch-Reihe gelesen.

Die nächste Lesung aus meinem Jugendbuch ist für den 15.07.2017, 16:30, in der Humboldt-Bibliothek Berlin (Tegel) geplant. Ich bin selbst gespannt, wie das Buch bei einer Lesung ankommt.

Zeitlich spielt die Handlung um Halloween herum und ich plane Lesungen in Schulen (6.-8. Klassen) für den Herbst. Wenn ein Lehrer aus Berlin und Umland Interesse hat, kann er mich gerne über meine Webseite kontaktieren: www.karimpieritz.de

Schreiben Sie auch noch Kinderbücher?

Ich schreibe immer nur ein Buch nach dem anderen. Aktuell schreibe ich nur an der Fortsetzung meines Jugendbuches. Ich habe noch viele Ideen, die sich gut für Kinderbücher eignen und die ich eines Tages auch umsetzen werde.

Warum haben Sie umgesattelt auf Jugendbücher?

Das Jugendbuch ermöglicht mir, komplexere gesellschaftliche Probleme zu behandeln, z.B. religiösen Fanatismus und Faschismus.

Was ist anders zwischen der Arbeit an einem Kinderbuch und einem Jugendbuch?

Kinder können die Scham, die Jugendliche zu den Themen Verliebtheit und Nacktheit empfinden, nicht nachvollziehen, daher sind Bücher, die solche Themen als Schwerpunkt haben, für sie ungeeignet. Bei Jugendbüchern steht häufig der Überlebenskampf in einer feindlichen Umwelt im Mittelpunkt. Eine solche Welt ist für jüngere Leser beängstigend, für ältere jedoch spannend.

Jugendliche sind in unserer Leistungsgesellschaft einem höheren Druck ausgesetzt als Kinder, wobei die Grenze zur unbeschwerten Kindheit leider immer weiter nach unten verschoben wird. Viele Jugendliche leiden unter Mobbing-Situationen und das wird in meinem Jugendbuch thematisiert.

Wenn ich an einem Kinder- oder Jugendbuch arbeite, habe ich diese Unterschiede stets im Sinn. Bei dem für mich neuen Jugendbuch war es wichtig, die Charaktere glaubwürdig zu gestalten und dabei haben mir meine jugendlichen Testleser sehr geholfen.

Wie viel ist an Ihren Büchern Inspiration und wie viel harte Nacharbeit?

Ich betrachte den kreativen Vorgang, also das Ausdenken der Geschichte und das Aufschreiben, als Inspiration und das Überarbeiten als harte Nacharbeit. Prozentual teilt sich das vielleicht mit 50-50 auf, aber die Nacharbeit kann schnell ausufern, wenn man von der ursprünglichen Planung abweicht.

An welchen Plätzen finden Sie die besten Ideen? Eher am Schreibtisch, in der Natur, beim Laufen?

Musik hören hilft mir sehr, denn dann habe ich für meine Szenen im Kopf gleich den richtigen Soundtrack.

Was läuft es mit Ihrem Eigenverlag? Haben Sie versucht, mittlerweile einen anderen Verlag zu finden?

Ich habe in meinem Programm zwei Bücher, die sich sehr gut verkaufen. Das eine Buch ist der Sammelband 1-3 meiner Kinderbuch-Reihe und das zweite mein neues Jugendbuch. Aktuell sehe ich keine Vorteile durch einen großen Verlag und werde auch das nächste Jugendbuch in meinem Kleinverlag veröffentlichen.

Da ich intensiv am nächsten Buch arbeite, habe ich aktuell keine Zeit, mich um weitere Veröffentlichungen zu kümmern und nehme daher bis auf Weiteres keine Manuskripte von anderen Autoren mehr an.

Der neue Berlin-Krimi „Hundsgemein! Hausmeister Pasows erster Fall“ wird auch in Ihrem Verlag herausgegeben. Um was geht es darin?

Hausmeister Pasow, ein Ur-Berliner mit typisch frechem Mundwerk, findet im Treppenhaus die Leiche einer verhassten Nachbarin. Sofort entspinnt sich unter den Hausbewohnern ein höchst skurriles Verwirrspiel gegenseitiger Verdächtigungen. Jeder könnte ein Mörder sein … Das Buch ist ein spannender Berlin-Krimi der Autorengruppe Spandau Krimi Connection. Das Buch hat einen Umfang von 228 Seiten und ist als Taschenbuch und eBook im Buchhandel erhältlich.