Interview mit Monika Ebeling

Wir müssen da mit viel mehr Engagement ran und bundesweit Strategien finden

Interview von Dr. Bruno Köhler, Leiter des Projektes „Jungenleseliste“ von MANNdat e.V. mit Frau Monika Dittmer.

Monika Dittmer ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar und Leiterin einer Kindertageseinrichtung. Sie besuchte die Fachoberschule Verwaltung und Rechtspflege, studierte an der FH Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Sie war in vielen sozialen Arbeitsfeldern tätig, von der Drogenarbeit, zur Krankenhaussozialarbeit, von der Müttergenesung zur Gleichstellungsarbeit.

Dr. Bruno Köhler: Sehr geehrte Frau Dittmer, Sie haben viele berufliche und persönliche Erfahrungen mit Kindern sammeln können. Seit fast 10 Jahren leiten Sie nun auch eine Kindertagesstätte. Was nehmen Sie im Kontext Jungen und Mädchen in Kita und Schule wahr?

Monika Dittmer: Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, bei diesem selbstbestimmten Lernen ist es aktiv und selektiv. Die Entwicklungsunterschiede sind nicht nur zwischen Jungen und Mädchen groß, innerhalb einer altershomogenen Gruppe können Entwicklungsunterschiede von mehreren Jahren sein. Deshalb hat die individuelle Lernförderung einen hohen Stellenwert. In Kita und Schule kann dies nur sehr mäßig umgesetzt werden, da zu wenig Fachpersonal viel zu viele Kinder betreut. Eine Lehrerin auf bis zu 30 Kinder, eine Erzieherin auf 12 Kinder. Ich wähle hier bewusst die weibliche Form, da dieses Personal fast zu 100 % weiblich ist. Ich denke, es täte Jungen wie Mädchen gleichermaßen gut, wenn es uns gelänge, mehr Männer in diese Berufe zu integrieren.

Dr. Bruno Köhler: Warum?

Monika Dittmer: Weil es für eine gesunde Entwicklung von Jungen und Mädchen richtig ist, mit realen Männern zusammen zu sein, anstatt auf die heute doch sehr negativ dargestellten Männerbilder aus den Medien angewiesen zu sein. Manches Kind landet da bei wirklich schlechten Vorbildern oder solchen, die viel zu hohe Ansprüche stellen. Denken Sie einmal an die Helden in den Filmen und PC Spielen.

Dr. Bruno Köhler: Jungen, das ist mittlerweile auch wissenschaftlich nachgewiesen worden, entwickeln sich im Bereich Motorik und Sprachfähigkeit tendenziell langsamer als Mädchen. Was ist zu tun, um deshalb vor allem Jungs bis zum Start in die Schullaufbahn, ab der diese Fähigkeiten ja wichtig sind, gezielter zu fördern?

Monika Dittmer: Ich denke zuerst einmal ist es gut die Aufmerksamkeit auf diese Thematik zu lenken. Das geschieht ja zurzeit, durchaus auch in emotional geführten Debatten, umfänglich. Es darf nicht sein, dass wir sehenden Auges die Jungen im Bildungswesen gegen die Wand laufen lassen, das ist ungerecht und keineswegs geschlechtersensibel.

Schule erwartet ein gerütteltes Maß an feinmotorischen Fähigkeiten. Feinmotorik muss für Jungs interessant gemacht werden, indem auf ihre Themen eingegangen wird. Es ist aber auch wichtig den Grobmotorischen Bereich nicht zu vernachlässigen. Jungen bauen mehr Muskeln auf als Mädchen, da ist Bewegung wichtig. Kinder, die täglich Sport machen, also „toben“ dürfen, verunfallen weniger, sind weniger aggressiv und lernen besser.

Kompetenzen im Bereich von „Literacy“ sind für Kinder unumgänglich, wenn sie den Schulalltag angemessen meistern wollen. Für den Kindergarten heißt das insbesondere das kindliche Verständnis für Texte und ihren Sinn, Erfahrungen mit Lese- und Erzählkultur, Vertrautheit mit Literatur und schriftbezogenen Medien bei den Kindern zu wecken. Keine einfache Aufgabe.

Dr. Bruno Köhler: Wie wichtig ist Lesekompetenz und was ist bei deren Entwicklung zu beachten?

Monika Dittmer: Lesekompetenz ist eine Grundkompetenz, also auch wichtig für die Entwicklung in anderen Bereichen. Die Lesekompetenz entwickelt sich sehr unterschiedlich. Wir wissen ja seit Pisa, dass viele Schüler mit 15 Jahren, nach gut 8 Schuljahren aus Steuergeldern finanziert, nur sehr einfache Texte lesen können und die Inhalte nicht einmal richtig wiedergeben. Das ist ein Drama. Wir müssen da mit viel mehr Engagement ran und bundesweit Strategien finden. Wir können natürlich auch 4 Millionen funktionale Analphabeten hinnehmen und den Wandel der Lese- und Schreibkultur einfach weiter beobachten.

Dr. Bruno Köhler: Kann man Lesekompetenz auch schon im Kindergarten fördern?

Monika Dittmer: Auf jeden Fall, z.B. durch die Schulung phonologischer Grundlagen, wie z.B. Rhythmik oder das Reimen. Kinder lieben Fingerspiele, Bewegungsgeschichten. Da müsste jede Erzieherin ein großes Repertoire vorhalten können.

Dr. Bruno Köhler: Welche Übungen dazu können Sie aus Ihrer Praxis empfehlen, die bei Jungen gut ankommen?

Monika Dittmer: Es gibt verschiedene Programme, wie z.B. das Würzburger oder das Osnabrücker Modell, die solche Grundlagen trainieren sollen. Ich persönlich bin hier etwas skeptisch, das kommt mir zu klinisch vor. Diese Programme können bei einigen Kindern sicher sinnvoll sein, etwa wenn Wahrnehmungsstörungen diagnostiziert sind. Das geht dann aber schon in den therapeutischen Bereich. Ich denke aber, generell sollten wir uns auch auf altbewährte Dinge besinnen, wie z.B. Kinderlieder, Kinderreime, Kinderspiele. Hier geht uns ein ganzes Kinderkulturgut verloren, wenn wir Erwachsene es nicht bewahren helfen. Heute stehen Kindern nicht immer die großen Kinder zur Verfügung, die diese Kinderkultur einfach auf der Straße beim Spielen weiterreichen.

Schauen Sie Kinder an, wenn Sie mit ihnen sprechen, begeben Sie sich auf Augenhöhe. Zum Sprechen braucht es auch gut trainierte Mundmuskeln. Ein hartes Stück Brot oder eine Möhre sind förderlich, damit Sprache klar wird.

Es gibt also genügend bewährte Möglichkeiten, Sprach- und damit Lesekompetenz zu fördern. Wir handeln in Deutschland viel zu oft erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Dann kostet es wieder viel Geld, um es zu retten. Aktuell erleben wir das nun auch bei der Bildungsmisere der Jungen.

Dr. Bruno Köhler: Wie wichtig ist Bewegung für den Lernprozess?

Monika Dittmer: Kinder lieben es sich zu bewegen, Bewegung ist Leben. Dieses Potential sollten wir nutzen, bevor Kinder couch potatoes werden. Singen und sprechen und dabei Bewegungen machen, vielleicht noch in Begleitung eines Musikinstrumentes, das kommt gut an. Wer nicht rückwärts laufen kann, dem wird es später schwer fallen Minusaufgaben zu lösen. Auge-Hand-Koordination ist wichtig und kineseologische Übungen (Überkreuz) zum Training des Zusammenspiels der beiden Gehirnhälften. Kinder erfahren zuerst mit ihrem Körper, was sie später abstrahieren können.

Dr. Bruno Köhler: Welchen Einfluss haben die Medien?

Das ist ein Problem. Es bildet sich eine mediale Kultur, rasend schnell, hinter der wir „Alten“ kaum hinterherkommen und deren Auswirkungen wir kaum einschätzen können. Oft wissen Eltern nicht einmal, was ihre Kinder im Netz so alles treiben, ein Klick und….

Kinder sollten nicht ganztätig „vollgedudelt“ werden, unsere Medien haben da nicht immer einen günstigen Einfluss. Die Sinne werden zugedröhnt und verwirrt. Wenn z.B. im Zeichentrick Geräusche zu hören sind, deren Quelle nicht zu sehen ist, wenn die Mundbewegung eines Schauspielers nicht zum gehörten Wort passen, dann läuft da etwas schief, das Gehirn kommt dann zu falschen Schlüssen. Neulich hatte ein Kindersender mal einen ganzen Tag Sendepause und forderte die Kinder zum Spielen auf.

Dr. Bruno Köhler: Wo sehen Sie wichtige Ansatzpunkte für die Verbesserung der Kooperation von Schule und Kindertagesstätten insbesondere für die Leseförderung?

Monika Dittmer: Kindertagesstätten sind heute durch die Orientierungspläne der Bundesländer zur Kooperation mit den Grundschulen angehalten. Das klappt mehr oder weniger gut und ist von den Akteuren vor Ort und ihren Ressourcen abhängig. Die Schwierigkeit besteht aus meiner Sicht darin, dass die Lernkulturen der Kita sich grundlegend von denen der Schule unterscheiden. Während im Kindergartenalter das Kind überwiegend gelobt wird und alle Beteiligten seine Arbeitsergebnisse wertschätzen wird in der Schule spätestens ab der 3. Klasse klar, wer im oberen und wer im unteren Drittel der Leistungsbewertung liegt. Der Leistungsdruck wiegt so schwer, dass bereits Grundschulkinder ins Nachhilfewesen geschickt werden, um die gewünschte Schullaufbahn zu ermöglichen.

Es wäre doch ganz geschickt, wenn sich beide Lernkulturen aufeinander zubewegen würden. Etwas mehr „Schule“ in die Kita, etwas mehr „Kita“ in die Schule. Die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung des kindlichen Gehirns nachhaltig. Was hier versäumt wurde ist schwer wieder einzuarbeiten. Ich sehe hier ebenfalls ein strukturelles Defizit: wir haben kein bundesweites Bildungscurriculum für Kindertagesstätten, jede macht nach ihrer Konzeption. So ähnlich ist es in den Schulen, obwohl es Vorgaben der Kultusminister gibt. Die qualitativen Unterschiede wiegen schwer, Qualitätskontrollen gibt es für Gemüse, Trinkwasser und Tiernahrung, der Bildungsbereich dümpelt vor sich hin und wird neuerdings erstickt von Reformen und überlagert von dem Ehrgeiz massenhaft weitere Betreuungsplätze zu schaffen. Ich meine es wäre vernünftig die Vorschularbeit zu standardisieren und einheitliche Qualitätsanforderungen zu formulieren. Die Menschheit hat Jahrtausende gebraucht, um Sprache und Schrift zu entwickeln, wir sollten diesen Schatz für unsere Kinder sorgsam hüten und wertschätzen.

Dr. Bruno Köhler: Wie wichtig halten Sie männliche Vorbilder für die Leseförderung von Jungen?

Monika Dittmer: Männliche Vorbilder sind ebenso wichtig wie weibliche Vorbilder, egal um welches Lernfeld es sich handelt. Fragen Sie einmal Männer in ihrem Umfeld nach dem Buch, welches Sie gerade lesen, wann sie das letzte Mal ein Buch zur Hand genommen haben, oder  welche Tageszeitung bzw. Zeitschrift sie lesen. Da ist wahrscheinlich ein Defizit, welches an Jungs womöglich weitergereicht wird. Kinder müssen erwachsene Männer und Frauen und andere Jungen und Mädchen beim Lesen beobachten und ihnen zuhören können. Kinder lernen am Modell, hier unserer eigenen familiären Lesekultur. Glauben Sie nicht das Vorlesen gehöre lediglich zum Einschlafritual.

Dr. Bruno Köhler: Was können Väter und Männer konkret tun?

Monika Dittmer: Förderung allein reicht nicht, „das Gras wächst nicht, wenn wir daran ziehen“ heißt es in einem afrikanischen Sprichwort. Kinder geben das Tempo und die Inhalte vor. Welches Thema hat ihr Sohn gerade? Beobachten Sie ihr Kind und reden Sie mit ihm in offenen Fragen, auf die man mit mehr als `ja` und `nein` antworten muss. Männer sollten aus eigener Erfahrung wissen, welche Probleme sie als Jungs im Bildungsbereich hatten und ihren Söhnen entsprechend Hilfestellungen an die Hand geben. Wie haben Sie es geschafft „durchzukommen“? Was glauben Sie, hätte Ihnen im Rückblick gut getan? Setzen Sie sich in diesem Sinne für ihre Söhne ein, auch gegen die Argumente des weiblichen Fachpersonals. Bilden Sie Väternetzwerke, damit Ihre Aussagen Gewicht bekommen und sich potenzieren. Ich möchte Mut machen. Trauen Sie sich Vater und Mutter zu sein und nutzen Sie die vorhandenen  Familiennetzwerke. Es ist nicht rückständig, wenn ein Mann oder eine Frau Zeit und Geld in die eigenen Kinder investiert, es ist nachhaltig zukunftsträchtig.

Dr. Bruno Köhler: Es gibt Jungenleseprojekte, bei denen Jungen aus der Schule zu Lesepaten ausgebildet werden, die dann in Kindergärten vorlesen, um auch Jungen stärker zum Lesen zu motivieren. Wäre so ein Projekt für Sie interessant oder haben Sie vielleicht schon so ein Projekt durchgeführt?

Monika Dittmer: Da fragen Sie die richtige. Genaugenommen kommt dieses Modell der book-buddy (Bücherkumpel) aus Kanada. Dort sind die Kindergärten auf dem Gelände der Schulen und in den Schulalltag integriert. Eine Goslarerin hat dieses Modell während eines Auslandaufenthaltes kennengelernt und in Goslar etabliert. Der Kindergarten Löwenzahn war einer der ersten, der mit der Grundschule in Jerstedt dieses Modell umsetzte. Damals war sogar der NDR bei uns zu Gast, um zu berichten. Zu uns kommen die Drittklässler, also Jungen und Mädchen, ein halbes Jahr lang zu Besuch und lesen fast allen Kindern vor. In der zweiten Jahreshälfte gehen dann die Schulanfänger in die Schule, lernen dabei die Räumlichkeiten, die Lehrer, den Schulhof usw. kennen. Dieses Projekt hat schöne Effekte. Die Kindergartenkinder merken, dass Lesen einem nicht zufällt, wenn sie mit ihrem Bücherkumpel zusammensitzen und zuhören. Diese wiederum sind stolz darauf in der Kita ihre Lesefähigkeit unter Beweis stellen zu können. Die Vorschulkinder haben mit ihren Bücherkumpeln bereits große Freunde in der Schule gefunden, das soziale Klima hat sich auf dem Pausenhof dadurch verbessert, wie mir die Schulleitung versicherte.

Dr. Bruno Köhler: Immer wieder ein heiß diskutiertes Thema: Gibt es unterschiedliche Interessen von Jungen und Mädchen?

Monika Dittmer: Das ist offensichtlich. Obwohl wir in der offenen Arbeit allen Kindern alles zur Verfügung stellen, finden sich Jungs schnell auf dem Bauteppich und im Bewegungsraum zusammen, während die Mädchen im Ruhebereich und der Puppenecke agieren. Das ist nicht rollenstereotyp, weil sich eine Rolle ja erst einmal bildet. Es muss aber wohl eine archaische Ausganglage sein, so spiegelt es sich jedenfalls im Kita Alltag wieder. Jungen möchten vielleicht lieber Schrauben sortieren, statt Perlen. Gibt es also genügend Material, das Jungen anspricht? Die anderen, vielleicht eher untypischen Bereiche müssen wir ihnen irgendwie schmackhaft machen. Und Schule muss sich auf die Bedürfnisse von Jungen besser einstellen. Sie prickelt es vielleicht eher beim Anblick eines Autos anstatt eines Schmetterlings. Ich finde das auch nicht tragisch.

Dr. Bruno Köhler: Das bestätigt das Konzept unserer Jungenleseliste. Kitas sollten also darauf achten, dass sie auch genügend Bücher haben, die die Interessen von Jungen ansprechen?

Monika Dittmer: Auf jeden Fall. Wir haben unsere Kindergartenbibliothek auf Anregung unserer Stadtbibliothek auf Jungentauglichkeit untersucht und festgestellt, dass wir hier ein Defizit haben. Zwar hatten wir einige Bücher, die Jungen interessieren, allerdings ist uns aufgefallen, dass Väter und Jungen in diesen Büchern oft eine nachrangige Rolle spielen. Da fehlen dann die Identifikationsmodelle und es macht Jungen keinen Spaß diese Bücher anzuschauen oder sich mit ihren Inhalten auseinanderzusetzen. Hier ist also Handlungsbedarf.

Dr. Bruno Köhler: Welche Bilder- oder Vorlesebücher, die Jungen besonders gefallen, können Sie empfehlen?

Monika Dittmer: Bücher für Jungs sollten ihre Themen aufgreifen und Informationen über die Rolle von Jungen und Männern geben, dabei aber auch nicht im Rollenstereotyp verharren. Es könnte wohl gelten, was dem Kind im Manne gefällt, könnte auch dem Sohn von Papa gefallen. Ich habe Ihnen einmal eine Liste von Büchern dieser Art zusammengestellt, die wir im Kindergarten nutzen. Wichtig ist das überhaupt Bücher im Haushalt vorhanden sind und Kinder unbeschränkt Zugang dazu haben. Leseausweise für Stadtbüchereien kosten den jungen Lesern meist keinen Cent, sie müssen dort nur hinkommen können. Wenn sie dann ein tolles Buch finden, kann es ja auch gekauft werden. Es gibt Hörbücher zur Ausleihe und zum Kauf. Wir leihen unseren Kindern z.B. die Kita Bücher übers Wochenende kostenlos aus, dann haben Papa und Mama Zeit zum Vorlesen. Auch im Internet gibt es Portale, in denen Vorlesegeschichten runtergeladen werden können, z.B. auf www.ichlesedirvor.de

Dr. Bruno Köhler: Und wir verweisen hier nochmals auf unsere Jungenleseliste. Vielen Dank, Frau Dittmer, für das Gespräch.

Büchervorschläge von Monika Dittmer

Wir haben in unserer Kita eine Wochenendbuchausleihe für Kinder eingerichtet. Das läuft seit Jahren schon richtig gut. Jungen lieben die Klassiker z.B. Ritter, Piraten, Indianer, Polizei, Fußball. Solche Bücher werden in unserer Kita von Kindern gern ausgeliehen. Da gibt es so viele, die brauche ich an dieser Stelle nicht zu benennen. Die Bedeutung von Märchen für Jungen und Mädchen muss ich hoffentlich auch nicht betonen, oder?

Themen, wie sie die Titel der folgenden Bücher widerspiegeln, erregen die Aufmerksamkeit kleiner Jungs ebenfalls:
„Juli tut Gutes“ (Kirsten Boie)
„Wie Findus zu Petterson kam“ (Sven Nordqvist)
„Ich wär so gern ein wildes Schaf“ (Michael Schober)
„Wo die wilden Kerle wohnen“ (Maurice Sendak)
„Der tapfere Theo“ (Erhard Dietl)
„Der Neinrich“ (EdithSchreiber-Wicke, Carola Holland)
„Plötzlich!“ (Colin McNaughton)
„Na, du Lauser!“ (Benedicte Guettier)
„Kleiner Drache große Wut“ (Phillippe Goosens, Thierry Robberecht)
„Kleiner Wolf Momme“ (Jutta Langreuter, Andrea Hebrock)
„Wie man einen Dino besiegt“ (Hans Wilhelm)

Väter und Mütter finden heute auch eine gute Anzahl von Bilderbüchern, die den Vater und sein Kind in den Mittelpunkt stellen. Wir haben in der Kita z.B.:
Halt mich ganz fest, Papa“ (Jeanne Willis und Tony Ross)
„Das ist Papa“ (Ralph Stead)
„Wozu ist ein Papa da?“ (Peter Horn, Christina Kadmon)
„Katervaterhasensohn“ (Marlis Scharff-Kniemeyer, Jana Frey)
„Vom Vater mit den 100 Kindern“ (Benedicte Guettier)
„Mein Papa“ (Charles Fuge)
„Mein Held“ (Ingrid u. Dieter Schubert)
„Papa nervt“ (Meir Shalev)

Bücher in denen Großeltern eine Rolle spielen habe ich nicht viele gefunden. Wir haben zwei, bei denen es ums Sterben geht. Da fehlen positive Geschichten, die die Bedeutung der Großeltern verdeutlichen. Auch solche Bücher, die Kinder verschiedener Kulturen zeigen scheinen mir noch rar.

Gerade für die schwierige Zeit einer Trennung von Vater und Mutter ist einfühlsame Literatur wichtig. Wir haben im Kindergarten eine kleine Auswahl davon:
„Moritz heißt noch immer Meier“ (Corinna Gieseler, Stefanie Scharnberg)
„Papa wohnt jetzt in der Heinrichstrasse“ (Nele Maar, Verena Ballhaus)
„Warum wohnt Papa nicht zu Haus?“ (Celeste Snoek, Trish Falnnery)

Interessant ist hier, dass es die andere Variante, also das Kind lebt bei Papa und Mama wo anders, nicht gibt.

Wenn der Sohn im Lesealter ist, dann dürfen die Geschichten auch schon mal richtig lang sein. Ich habe z.B. meinem Sohn während der Grundschulzeit mehrfach über mehrere Wochen Bücher wie z.B.  „Drachenreiter“ von Cornelia Funke vorgelesen. Es hat uns beiden viel Spaß gemacht zu erlesen, welche Abenteuer der Drache Lung auf seiner Suche nach dem „Saum des Himmels“ erlebt. Vorlesen kann man zu jeder Zeit, das muss nicht zwangsläufig an das Einschlafritual gekoppelt sein. Ein Buch gehört für Kinder unbedingt mit in jedes Gepäck. Für meinen kleinen Enkel habe ich auch ein paar Bücher in meiner Wohnung stehen und er bringt regelmäßig auch einige von zu Hause mit, wenn er mich besucht. Vorlesen und Geschichten erzählen sollten Sie so früh wie möglich beginnen und so lange wie möglich als Ritual erhalten.