Interview mit Jürgen Banscherus

Mehr Väter als Vorleser

MANNdat im Interview mit Kinderbuchautor Jürgen Banscherus (Kwiatkowski).

Jürgen Banscherus wurde 1949 geboren, studiere in Bonn und Münster und hat nach verschiedenen beruflichen Tätigkeiten Ende der 1970er Jahre ernsthaft angefangen zu schreiben. Seit 1989 ist er freier Schriftsteller. Einige seiner bislang mehr als 50 Kinder- und Jugendbücher sind in viele Sprachen übersetzt worden. Er hat schon viele Auszeichnungen und Preise erhalten, darunter 2010 den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Jürgen Banscherus ist verheiratet und Vater von 2 Kindern und wohnt im Ruhrgebiet.

Dr. Bruno Köhler (MANNdat): Sehr geehrter Herr Banscherus, Sie sind Autor der Kultreihe „Ein Fall für Kwiatkowski“. Weltweit wurden die Abenteuer des kleinen Detektivs inzwischen eine Million Mal verkauft. Worin sehen Sie das Geheimnis für den Erfolg der Kwiatkowski-Bücher?

Jürgen Banscherus: „Wenn ich das so genau wüsste … Vielleicht kommt sein Erfolg daher, dass er eben nicht zu der Riege der Bat-, Spider- oder Superman zählt. Er ist ein Junge, der auch mal verliert, der zwischen Größenwahn und Depression hin und her schwankt, der nicht selten „mehr Glück als Verstand“ hat. Ein Junge, der nahe bei seinen Lesern ist. Ein weiterer Grund für den Erfolg der Serie sind sicherlich auch die tollen Illustrationen von Ralf Butschkow.“

Wie kommen Sie auf den Namen „Kwiatkowski“?

„Vor drei Jahren ist der ehemalige Fußballnationaltorhüter Heini Kwiatkowski gestorben. Schon als Kind mochte ich diesen wunderbar komplizierten Namen.“

Die Kwiatkowski-Bücher aber auch die „Paul und Paule“-Bücher sind mit vielen lustigen Zeichnungen von Ralf Butschkow illustriert. Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach solche witzigen Bildelemente, um speziell auch Jungen als Leser anzusprechen?

„Gute Illustrationen sind – insbesondere in Büchern, die auch leseunlustige Jungs ansprechen sollen – gar nicht hoch genug einzuschätzen.“

Können Bücher Kindern etwas geben, das Computer nicht geben können und wenn ja, was?

„Bücher können – mehr als jedes andere Medium – eine Schule der Empathie sein. Das erscheint mir in einer Zeit, in der die Coolness Triumphe feiert, ungeheuer wichtig.“

Seit Februar 2010 erscheint Ihre neue Fortsetzungsserie JIMMI NIGHTWALKER. Um was geht es da?

„Es geht um eine Gruppe von Bücher verschlingenden Kindern, die durch das Auftauchen eines seltsamen Jungen namens Jimmi Nightwalker in einen Strudel von mysteriösen Abenteuern gerissen werden.“

Sie sind Vorsitzender des Bundesentscheids des Vorlesewettbewerbs. Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um Jungen in ihrer Lesekompetenz zu stärken?

„Mehr Lehrer an die Grundschulen! Mehr Deutschlehrer an die weiterführenden Schulen! Mehr vorlesende Väter, ja, das vor allem. Liebe Väter, überlasst euren Frauen nicht die gesamte Leseerziehung! Jungen, denen von ihren Vätern vorgelesen wurde, werden signifikant häufiger zu begeisterten Lesern.“

Welchen Tipp können Sie Eltern oder Lehrkräften geben, außer dem Kauf Ihrer Bücher natürlich, um Jungen stärker zum Lesen zu motivieren?

„Suchen Sie Texte aus, in denen sich die Jungen wiederfinden. Texte, in denen es um Herausforderung und Bewährung geht. Ach ja, die Bücher sollten nicht zu dick sein …“

Wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen noch weiterhin viel Erfolg mit Ihren Büchern.